Nr. 3

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GRÜNSPAN!
SPEZIAL Nr. 4
Juli 1997
Lauflichter

Seit einem ¾ Jahr besucht nun der Leiter unseres GRÜNSPAN! - Büros Niedersachsen, Marko „Opa Brass" Jancke, eine neue Schule. Eine genauere Vorstellung dieser Bildungseinrichtung und die Unterschiede zum Erasmus-Reinhold-Gymnasium zeigt...

Der große Schulvergleich:
ERG vs. PGS

Wie ja bestimmt schon viele wissen, besuche ich eine andere Schule als ihr. Nun dachte ich, es sei an der Zeit, hier und dort auf einige Missstände aufmerksam zu machen und einen gerechten Sieger nach Punkten zu ermitteln. Das Erasmus Reinhold Gymnasium befindet sich, im Gegensatz zur Paul Gerhardt Schule, im Ostteil der Bundesrepublik. Dank dieser Tatsache geht das ERG klar mit 1:O in Führung. Ganz genau: PGS steht nicht für Pech Gehabt Schüler, sondern fur Paul Gerhardt Schule. Ihr wisst nicht, wer das ist? Ich auch nicht. Es ist völlig gleichgültig, wen ich bisher gefragt habe, man antwortete mir immer so und ähnlich: „Häääh?" oder „Ich glaube, der hat irgendwann mal irgendein Kirchenlied geschrieben." Doch wenn ich stolz mein Erasmus-Reinhold-Gymnasium-T-Shirt im Sportunterricht präsentiere, sind meine Mitschüler nicht einmal in der Lage, den Namen ohne Stottern richtig auszusprechen. Für den Bekanntheitsgrad der Namensgeber kann ich mir die Punktverteilung also sparen. Lenken wir unsere Aufmerksamkeit nun auf die wichtigsten Dinge in der Schule. Das sind zweifellos die Lehrkörper. Es wäre doch interessant, wenn Lehrer, die zu spät kommen sich bei den Schülern entschuldigen müssten und unglaubwürdige Ausreden erfänden, wie z.B.: „Mein Auto ist nicht angesprungen", oder „Ich bin aufgehalten worden." An der PGS könnte das pure Realität sein, denn 50% aller bei uns unterrichtenden Lehrer verspäten sich um ca. 10 Minuten. Wegen der Pünktlichkeit und „Zuverlässigkeit" der Erasmus-Lehrer gebe ich dem ERG einen Punkt. Die PGS ist eine evangelische Schule. Religion ist hier also Pflichtfach und sogar als Leistungskurs wählbar. Ich weiss, dass dies für jeden Atheisten, wie auch für mich, zunächst ein Greuel darstellt. Doch darin habe ich mich getäuscht. In diesem Diskussionsfach behandelten wir bisher Themen wie Genmanipulation und Sterbehilfe. Besonders in diesem, aber auch in den restlichen Unterrichtsfächern ist mir eine rege Beteiligung am Unterrichtsgeschehen aufgefallen, wie ich sie zu guten alten Saalfelder Zeiten nicht erfahren durfte. Hier hat sich die PGS einen dicken Punkt verdient. Die nächste wichtige Sache ist der Leistungsanspruch der Schulen, der natürlich enorm von den Lehrern und vom Unterricht abhängt. Trotz fast 6 Jahren Englischunterricht räumt der menschlich korrekte, aber pädagogisch oftmals unfähige Englischlehrer den Schülern die Möglichkeit ein, z.B. einfache Stellungnahmen deutsch zu formulieren. Während wir in Saalfeld schon Dramen von Shakespeare, Goethe und Schiller behandelten, wurden den PGS-Schülern gerade einmal „Die Welle" und „Der Schimmelreiter" vorgelegt. Wahrscheinlich sind in Niedersachsen aus diesem Grund 13 Jahre nötig, um zum Abitur zu gelangen. Dieser Punkt geht klar an das ERG, wobei ich selbst ebenfalls erfahren habe, dass Stoffkomplexe zwar binnen eines größeren Zeitraumes unterrichtet werden, dafür aber an einigen Stellen gründlicher und anschaulicher. Das betrifft hauptsächlich die Naturwissenschaften und Mathematik. Der Ehre halber fühle ich mich verpflichtet, einen Punkt an die Paul Gerhardt Schule zu verteilen. Einen weiteren Punkt gebe ich der PGS für die Tatsache, dass eine werdende Berühmtheit jahrelang die PGS besuchte und soeben die 13. Klasse mit Abitur abgeschlossen hat. Die Rede ist von Nicolas Kiefer, der größten deutschen Tennishoffnung im Nachwuchsbereich. Er ist Trainingspartner und Schützling von Bum Bum Boris Becker. Kiefers Vater unterrichtet Sport an der PGS. Jeder Schüler meiner neuen Schule ist verpflichtet, einer Arbeitsgemeinschaft beizutreten. Ich weiß, das ist ja wie in unserer guten alten DDR. Die Auswahl dieser Arbeitsgemeinschaften reicht von Handball, Basketball, Volleyball und Tennis bis Theater, Chor, Kochen, Foto, Schülerzeitung, etc. Trotz einer gewissen Unbeliebtheit der AG-Pflicht gönne ich der PGS einen Punkt wegen der breiten Auswahl, die am ERG so nicht vorhanden ist. Die Schülerzeitung der PGS heißt übrigens „Sperrmüll". Der Name sagt bereits alles über den Inhalt dieser sogenannten Schülerzeitung aus. Außerdem erscheint sie lediglich zweimal bis dreimal im Jahr. Dieser Punkt geht damit an die „Look In" und das Erasmus Reinhold Gymnasium. Einige werden sich gefragt haben, wo dieses komische Paul Gerhardt Gymnasium überhaupt liegt. Dazu kann ich nur sagen: irgendwo am Ende der Welt, zwischen Kühen und Schafen in Niedersachsen vor den Toren der Metropole Dassel. Bis auf eine lärmende, verkehrsreiche Straße, die hier entlang verläuft, ist es recht beschaulich. Jetzt steht es unentschieden beim großen Schulvergleich. Es muss also eine Entscheidung her. Zum Glück habe ich da noch eine Disziplin parat. Es handelt sich um die Zensurenverteilung. Während ich am ERG beispielsweise in Chemie am Ende eines Schuljahres bis zu sieben schriftliche Noten hatte, sind es an der PGS zwei Zensuren. Das ist in den anderen Nebenfächern ebenso. Wenn man sich hier einen Ausrutscher leistet, kann man diesen nur schwer ausgleichen. Außerdem macht die mündliche Mitarbeit 50% der Zeugnisnote aus. Es gibt auch keine mündlichen Leistungskontrollen. Ihr wisst schon, „jede Stunde eine Note". Wer sich nicht gerne meldet, der hat hier schon verloren. Übrigens: in Geschichte habe ich noch keine einzige Zensur. Somit erhält das ERG den letzten Punkt und gewinnt knapp mit 5:4 vor der Paul Gerhardt Schule. In diesem Sinne wünsche ich erholsame Sommerferien. Tschüss, sagt euer Niedersachsenkorrespondent Marko.


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